Webpräsenz von Jonny R.

Herzlich Willkommen

Eine leise Melodie

EINER hatte seine Melodie verloren, Er trat vor Gott. „Schenke sie mir wieder!” bat er. Gott aber erfüllte Seinen Wunsch nicht. Da bat der EINE mit Blick auf die Abermilljarden Melodien der Jahrhunderte, Gott möge ihm eine neue eine andere Melodie schenken. Aber Gott ließ auch diesen Wunsch unerfüllt. „Was soll ich tun?” fragte der EINE hartnäckig. Gott antwortete: „Laß dich finden!”

Traurig kehrte der Mensch in die Welt zurück. Und wohin ihn sein Weg auch führte, in sein Heim, in Cafes, auf Sportplätze, seine Melodie fand er nicht. Er besuchte Diskotheken und Konzerte, Festivals, Chöre und Opern. Er suchte die Klänge der Straße wie die der Arbeit, die verhaltenen in den Forschungslaboratorien der Zukunft, in den Lauten der Freizeit, des Alltags und Sonntags. Seine Melodie fand er nicht.

Der EINE nahm an Jahren zu und beschloß: „So will ich mich aufmachen und die Erde umwandern.” Und er schritt rastlos auf den Straßen der Welt, kam durch Städte und Dörfer, in armselige Hütten und reiche Paläste, Kasernen und Regierungsgebäude, Moscheen, Kirchen, Synagogen und Tempel; — seine Melodie fand er nicht.

Eines Tages erreichte er einen dichten, dunklen Wald. Müde ließ er sich ins weiche Moos fallen und beschloss, die Suche nach seiner Melodie aufzugeben. Ein tiefer Schlaf überfiel ihn, dort, wo die lautlose Stille des Waldes ihn umfing und schützte. Und war’s ihm, dem EINEN, als höre er aus weiter Ferne erste, schwache Klänge seiner Melodie. verwirrt richtete er sich auf, lauschte, spähte umher und mochte doch nichts entdecken, das so reine, klare Klänge von sich gab. Da wusste Er, der EINE, dass die Melodie aus der Tiefe des eigenen Herzens drang. Und er lauschte, lauschte und lächelte, ehe er sich erhob und heimging.